Schatz- und Perlen-Gleichnis

Schatz- und Perlen-Gleichnis

February 04, 20255 min read

Matthäus 13,44+45 Gleichnis vom Schatz im Acker und von der kostbaren Perle

44 <Jesus lehrte:> »Gottes himmlisches Reich ist wie ein verborgener Schatz, den ein Mann in einem Acker entdeckte und wieder vergrub. In seiner Freude verkaufte er sein gesamtes Hab und Gut und kaufte dafür den Acker mit dem Schatz. 

45 Mit Gottes himmlischem Reich ist es auch wie mit einem Kaufmann, der auf der Suche nach kostbaren Perlen war. 46 Als er eine von unschätzbarem Wert entdeckte, verkaufte er alles, was er hatte, und kaufte dafür die Perle.« 

Die auf dieser Webseite verwendeten Bibeltexte sind zitiert aus der Bibelübersetzung "Hoffnung für alle", © 2015 Biblica, Inc. Alle Rechte vorbehalten.



Dieses Gleichnispaar gehört zu den „Reich Gottes - Gleichnissen“ Jesu. Er erzählte mehrere solche um die Ankunft des Gottesreiches zu betonen und zu sagen, was dieses ausmacht und wer in es hineinkommt. Schon im Alten Testament wird das Reich Gottes angekündigt als ein ewiges, alles eroberndes Königreich der letzten Tage (Daniel 2,44), bei dem der auf den Wolken des Himmels (wieder-)kommende „Menschensohn“ (Jesus bezog diesen Begriff auf sich) ewige Königsherrschaft erlangen wird (Daniel 7,13f). Dieses Reich Gottes hat mit dem Kommen Jesu begonnen: „Wenn ich aber die Dämonen durch Gottes Macht austreibe, so ist das ein Zeichen dafür, dass Gottes Reich unter euch angebrochen ist!“ (Lukas 11,20). „Jetzt ist die Zeit gekommen, Gottes Reich ist nahe. Kehrt um zu Gott und glaubt an die rettende Botschaft!“ (Markus 1,15). Jesus verstand sich als der König dieses Reiches. Vor Pilatus z.B. bekannte er, der „König der Juden“ zu sein, und sprach von seinem „Königreich, das nicht zu dieser Welt gehört“ (Johannes 18,33-37).

Der kostbare Schatz bzw. die Perle im Gleichnis meinen somit Jesus selbst und die Zugehörigkeit zu ihm. An Jesus Glaubende sind „..aus der Gewalt der Finsternis befreit“, und „ins Reich von Gottes liebem Sohn transferiert“ (so wörtlich in Kolosser 1,13). Diese Zugehörigkeit macht das „Leben im Überfluss“ aus, das Jesus zu bringen verspricht (Johannes 10,10).

Schatz

Doch nicht jeder sieht das auf Anhieb. So ist das Reich Gottes ein Stück weit verborgen und muss gesucht bzw. gefunden werden. Der Entdecker des Schatzes im Gleichnis stiess zufällig auf ihn. Aber dann merkte er sofort, welch grossen Wert der Schatz hatte, und tat alles, um sich ihn zu sichern (wiederverstecken) und durch Kauf des Ackers in seinen Besitz zu bringen (nach jüdischem Recht gehört der Fund in einem Grundstück dem Grundstückseigentümer). Anders ergeht es dem Perlenkaufmann. Dieser suchte aktiv nach besonders schönen Perlen. Er könnte für Menschen stehen, denen Spiritualität wichtiger ist als etwa Macht und Ehre, Reichtum oder Wissen - Menschen, die gerne den wahren und lebendigen Gott kennen lernen möchten. Perlen wurden im Altertum unter die Edelsteine gezählt - die kostbarsten, denn Kleopatras Perlenschmuck soll nach antiker Geschichtsschreibung 100 Millionen Sesterzen wert gewesen sein (etwa 20 Mio. Fr.), jener von Kaiser Kaligulas Frau 40 Millionen Sesterzen. Der Perlenkaufmann suchte also nach dem absolut kostbarsten Gut, wie jene Menschen, die die wirklich wahre Religion finden möchten.

Perle

Beide Protagonisten werden fündig, was - beim ersten explizit - grosse Freude auslöst. Und beide setzen alles, was sie haben, für die Aneignung eines grossen Wertes ein und damit gleichsam ihr ganzes Leben. Entsprechend sagt Jesus: „Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich und für Gottes rettende Botschaft aufgibt, der wird es für immer gewinnen“ (Markus 8,35). Wichtiger als alles Schöne auf Erden ist die Gemeinschaft mit Jesus und das ewige Leben bei ihm. Er forderte einen Reichen auf: „Verkaufe alles und du wirst einen Schatz im Himmel haben“ (Matthäus 19,21, vgl. 6,19f: „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden…, sondern im Himmel“).

Alabaster

Auch die beiden Frauen, die Jesus mit extrem teurem Parfümöl salbten, wandten für ihn ihr Kostbarstes auf (Johannes 12,3 und Lukas 7,36-50, siehe Highlight "Eine Prostituierte salbt Jesus"). Auch die Jünger sagten zu Jesus: „Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“ (Markus 10,28). Paulus schreibt, gegenüber der Christuserkenntnis, dem Angenommensein bei Gott und dem ewigen Leben erscheine ihm alles andere so wertlos wie Dreck (Philipper 3,7-9). „Was hat ein Mensch denn davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, er selbst dabei aber seine Seele verliert?“ gibt Jesus in Matthäus 16,26 zu bedenken. Und Jakobus stellt weltliche Ideale auf den Kopf: „Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind? Sie sollen im Glauben reich werden und einen Platz in Gottes Reich haben, das er allen zugesagt hat, die ihn lieben“ (2,5). Denn: „Was kein Auge jemals sah, was kein Ohr jemals hörte und was sich kein Mensch vorstellen konnte, das hält Gott für die bereit, die ihn lieben“ (1 Korinther 2,9).

Maria

Auf ihn zu hören, hat Jesus als ein sehr hohes Gut bezeichnet: „Nur eines aber ist wirklich wichtig und gut! Maria..“ (die sich in allem Betrieb zu Jesu Füssen setzte und ihm aufmerksam zuhörte, Lukas 10,39) „..hat sich für dieses eine entschieden, und das kann ihr niemand mehr nehmen“ (V. 42). Auch im Alten Testament werden Glaubensgüter weit höher bewertet als Reichtum. Hiob 28,17f schreibt: „Die Weisheit ist unbezahlbar, mit Gold und Silber nicht aufzuwiegen.. ganz zu schweigen von Korallen und Kristall! Ja, der Wert der Weisheit übertrifft alle Rubine (bzw. Perlen).“ Mit Weisheit ist gemeint, Gott zu kennen und die Welt aus seiner Sicht verstehen zu können. Sprüche ermutigt: „..suche danach voller Eifer wie nach einem wertvollen Schatz!“ (2,1-6), denn „Weisheit zu erlangen ist viel kostbarer als Silber oder Gold!“ (16,16). Entsprechend bietet Jesus an: „Darum solltest du dich um den wahren Reichtum bemühen, um das reine Gold, das im Feuer geläutert wurde. Nur dieses Gold macht dich reich, und nur von mir kannst du es bekommen. Lass dir auch die weißen Kleider (d.h. ohne Schuld vor Gott treten können) von mir geben..“ (Offenbarung 3,18). Und das alles gratis: „Jedem, der es haben möchte, wird Gott das Wasser des Lebens schenken (umsonst geben)“ (22,17).

Ordinierter evangelisch-reformierter Pfarrer.

Martin Müller

Ordinierter evangelisch-reformierter Pfarrer.

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