
Ich bin Worte Jesu
Im Johannesevangelium stehen 7 berühmte Aussagen, die Jesus quasi als Gleichnisse über sich selbst formuliert hat. Im Griechischen ist die redende Person üblicherweise im Verb eingebaut. Hier stellt Jesus aber ein betontes „Ich“ gleich am Satzanfang hinzu. Damit bringt er die besondere Bedeutung seiner Person zum Ausdruck. Auch der Artikel wird im Griechischen meist nicht vor ein Substantiv gesetzt - ausser wenn man diesem eine besondere, ja einmalige Bedeutung geben will. Jesus sagt also nicht nur z.B. „Ich bin wie Brot“ sondern „Ich bin das Brot <das Leben schenkt> (schlechthin)“ - das eine wahre und wirkliche Brot, und das ist allein er in seiner Person. Damit wird zugleich indirekt vor falschem Brot, vor falschem Licht, vor falschen Hirten etc. gewarnt. Bestätigt und verstärkt wird die Einmaligkeit auch noch mit Adjektiv-Zusätzen: das lebendige Brot, der gute Hirte, der wahre Weinstock.
Mit dem einleitenden „Ich bin..“ knüpft Jesus an den Gottesnamen an, den Gott dem Mose mitteilte „Ich bin, der ich bin“ (2. Mose 3,14), und nimmt diesen Namen für sich in Anspruch. Auch sonst hat sich Jesus mit dem Gott der Bibel in enge Verbindung gebracht, indem er u.a. sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14,9) und „Ich und der Vater sind eins“ (10,30). Und als Petrus zu ihm sagte: „Du bist der Heilige, den Gott gesandt hat“ (6,69) und „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Matthäus 16,16), bestätigte Jesus das. Mit den Ich-bin-Worten bezeugt Jesus demgemäss seine göttliche Identität und seine Bedeutung für die Rettung von uns Menschen. Er verbindet damit einen unmissverständlichen Anspruch im Hinblick auf den Weg zu Gott: Auf das sechste Ich-bin-Wort (Weg, Wahrheit, Leben) folgt nicht mehr wie zuvor eine affirmative Verheissung, sondern die exklusive Aussage: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ In dieser Verneinung gipfelt Jesu Anspruch, allein das ewige Heil zu verkörpern.
"Ich bin das Brot des Lebens" (Johannes 6,35)

Dieses Ich-bin-Wort Jesu steht im Zusammenhang mit seiner Speisung der 5000 (6,1-15). Jesus verheisst seinen Nachfolgenden nachher, er werde ihnen eine Nahrung geben, die über die tägliche Versorgung hinaus „bis ins ewige Leben reicht“ (V. 27) und dies schlicht aufgrund ihres Glaubens an ihn (V. 28+29). Er ist das Brot, das Gott den Menschen vom Himmel herab gibt (V. 31f) wie einst den Israeliten das Manna (2. Mose 16). Jesus bezeugt damit eine gnadenvolle Bewegung, die von Gott ausgeht, als Zentralelement seines Wirkens. Während weltweit die Menschen immer wieder bemüht waren, dem Göttlichen Opfer und fromme Leistungen entgegenzubringen, bietet Jesus in umgekehrter Richtung geschenkweise umfassende Stillung und Sättigung an (vgl. ebenso seine Rede vom Lebenswasser in Kap. 4). Wer dies entdeckt, muss nicht mehr der Versuchung verfallen, Dingen nachzujagen, die nicht satt machen und nicht letztlich befriedigen können. („I can't get no satisfaction, cause I try and I try and I try…“ Rolling Stones).
"Ich bin das Licht der Welt" (Johannes 8,12)

Diese Aussage Jesu steht im Zusammenhang mit seinen Heilungen vieler Blinder (z.B. im folgenden Kap. 9). Diese standen auch symbolisch für die Überwindung der Glaubensblindheit (9,40f u.a. bei den Pharisäern). Jesaja 9,1ff spricht vom „Volk, das im Finstern lebt“, dem dann aber „ein Kind geboren“ wird, der „Friedefürst“.. So bezeugt Jesus: „Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht länger in der Dunkelheit leben muss“ (12,46). Simeon freute sich, als er das Jesuskind sah: „Meine Augen haben deinen Heiland gesehen <oh Gott>, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden..“ (Lukas 2,30f).
"Ich bin die Tür" (Johannes 10,1-10 (7.9)

Im Bild geht es um den Eingang eines Schafgeheges, in welchem die Schafe gesammelt und geschützt wurden, d.h. um den Zugang zur Herde als den zu Gott (dem Hirten) Zugehörigen. Jesus versteht sich als den Zugang zum Reich Gottes: „Ich allein bin die Tür. Wer durch mich <zu meiner Herde> hineingeht, der wird gerettet werden“ (V9). Glaubensmässig führen also nicht „alle Wege nach Rom“. In Matthäus 7,13f sagt Jesus: „Geht durch das enge Tor! Denn das Tor zum Verderben ist breit und der Weg dorthin bequem. Viele Menschen gehen ihn. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dorthin schmal! Deshalb finden ihn nur wenige“. Durch Jesus zu Gott Zugang finden heisst, aufgrund von dem, was er für uns getan hat, zu ihm kommen. Durch den Glauben an Jesus treten wir in die Gemeinschaft mit Gott. Paulus schreibt: „Jetzt können wir zu jeder Zeit furchtlos und voller Zuversicht zu Gott kommen, weil wir an ihn glauben.“ (wörtlich: „haben wir Zugang zu Gott“, Epheser 3,12).
"Ich bin der gute Hirte" (Johannes 10,11-21 (14)

„Ein guter Hirte setzt sein Leben für die Schafe ein“, präzisiert Jesus (V. 11). Es mag gute Menschen geben, die sich um andere kümmern, aber „niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für die Freunde hingibt“ (15,13). Schon im Alten Testament wird das Bild vom Hirten oft auf Gott angewandt, z.B: „Er sorgt für Israel wie ein Hirte“ (1. Mose 49,24) und David weiss: „Der Herr ist mein Hirte…“ (im berühmten 23. Psalm). Der Prophet Hesekiel kündet an, dass Gottes Fürsorge im Kommen eines besonderen Hirten gipfeln wird: „Ich will meiner Herde einen einzigen Hirten geben: einen Nachkommen von König David. Der wird sie auf die Weide führen und ihr Hirte sein“ (34,23).
"Ich bin die Auferstehung und das Leben" (Johannes 11,25)

Hier geht es um Jesu Sieg über den Tod, den er u.a. durch die Auferweckung des Lazarus demonstriert (im gleichen Kapitel). „Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben“ (3,16). Immer wieder hat Jesus seinen Nachfolgern das ewige Leben verheissen, so dass Petrus zusammenfassen konnte: „Herr, zu wem <sonst> sollten wir gehen? Du hast Worte, die zum ewigen Leben führen“ (6,68).
"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Johannes 14,6)

In Apg 19,9 wird der christliche Glaube schlicht als „der Weg“ bezeichnet. Das passt zum Ich-bin-Wort von der Tür. Um in die Freundschaft mit Gott zu gelangen, müssen wir uns so bewegen, wie Jesus es uns nahelegt. Entsprechend beansprucht Jesus auch für sich, uns die Wahrheit zu erschliessen: „Ich sage euch die Wahrheit, die ich von Gott gehört habe“ (8,40) und „Dazu bin ich Mensch geworden und in diese Welt gekommen, um ihr die Wahrheit zu bezeugen“ (zu Pilatus in 18,37).

"Ich bin der wahre Weinstock" (Johannes 15,1)
So wie der Weinstock die Reben mit Lebenssaft versorgt, will Jesus den Glaubenden Lebenskraft geben:
„Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben!“ (15,4) Dann entsteht gute Frucht in unserem Leben.
PS: In 8,58 gibt es noch ein weiteres Jesus-Zitat, das seinen Ich-bin-Worten ähnelt: „Ehe Abraham wurde, bin ich.“ Paulus führt das in Kolosser 1,15 aus mit: „Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Als sein Sohn steht er über der ganzen Schöpfung und war selbst schon längst vor ihr da.“
Natürlich stehen die "Ich-bin Worte" Jesu jeweils in einem weiteren Zusammenhang. Ich empfehle diesen nachzulesen, z.B. in Johannes Kapitel 6 seine gesamte Rede vom Lebensbrot mit Bezügen zum Abendmahl oder in Johannes 15 weitere Aspekte zu "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben". Die moderne Bibelübersetzung "Hoffnung für alle" ist online einsehbar z.B. bei https://www.die-bibel.de/bibel/HfA oder https://www.bibleserver.com (rechts HFA anwählen).
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