Die Taufe Christi

Die Taufe Christi

January 08, 20255 min read

Der Zusammenhang:

Zu Beginn des Neuen Testaments stehen die Lebensbeschreibungen von Jesus nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Lukas und Mathäus beginnen mit der Weihnachtsgeschichte. Dann wird vom Auftreten Johannes des Täufers berichtet und danach auch von der Taufe des inzwischen erwachsenen Jesus. Ich sehe in diesem Ereignis eine Art Ouvertüre: Das Wirken von Jesus wird von Anfang an in einen besonderen Zusammenhang gestellt. Damit erhält es eine andere Qualität als das, was sonst in Biographien wiedergegeben wird. Und im Lauf des Wirkens von Jesus gibt es erneut ein Ereignis wie bei seiner Taufe: Bei der sog. Verklärung Jesu wird Gottes Stimme erneut hörbar.


Matthäus 3,13-17 Jesu Taufe

13 Auch Jesus kam aus seiner Heimat in Galiläa an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. 14 Aber Johannes versuchte, ihn davon abzubringen: »Eigentlich müsste ich doch von dir getauft werden! Und nun kommst du zu mir?« 15 Jesus erwiderte: »Lass es jetzt so geschehen, denn wir müssen alles tun, was Gott will.« Da gab Johannes nach.

16 Gleich nach der Taufe stieg Jesus wieder aus dem Wasser. In diesem Augenblick öffnete sich der Himmel über ihm, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabkommen und sich auf ihm niederlassen. 17 Gleichzeitig sprach eine Stimme vom Himmel: »Dies ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue.«

Matthäus 17,1-8 Jesu Verklärung

1 Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit auf einen hohen Berg. Sie waren dort ganz allein. 2 Da wurde Jesus vor ihren Augen verwandelt: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider strahlten hell. 3 Dann erschienen plötzlich Mose und Elia und redeten mit Jesus. 4 Petrus rief: »Herr, wie gut, dass wir hier sind! Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.« 5 Noch während er redete, hüllte sie eine leuchtende Wolke ein, und aus der Wolke hörten sie eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue. Auf ihn sollt ihr hören.« 6 Bei diesen Worten erschraken die Jünger zutiefst und warfen sich zu Boden. 7 Aber Jesus kam zu ihnen, berührte sie und sagte: »Steht auf! Fürchtet euch nicht!« 8 Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden mehr außer Jesus.

Die auf dieser Webseite verwendeten Bibeltexte sind zitiert aus der Bibelübersetzung "Hoffnung für alle", © 2015 Biblica, Inc. Alle Rechte vorbehalten.



Bevor Jesus sein Wirken begann, hatte Johannes der Täufer die Israeliten darauf vorbereitet, indem er sie aufforderte, sich Gott neu zuzuwenden, ihre Sünden zu bekennen und dafür Vergebung zu empfangen (Lukas 3,3). Überraschenderweise begibt sich auch Jesus an den Jordan und fordert Johannes auf, ihn zu taufen. Johannes, der wusste, dass Jesus ein grosser Gottesmann war (Mt 3,11), fand das unpassend. Wie sollte Jesus, der ein gottgefälliges Leben führte, noch eine reinigende Taufe brauchen?

In grosser Bescheidenheit bleibt Jesus dabei. So solidarisiert er sich mit den vielen Sündern, die schon vor ihm bei Johannes ins Wasser gestiegen waren. Und damit nimmt er teil an der Schuld der Menschen, ja er nimmt sie auf sich: „Denn Gott hat Christus, der ohne jede Sünde war, mit all unserer Schuld beladen und verurteilt, damit wir freigesprochen sind und vor ihm bestehen können.“ (2 Korinther 5,21). Hier begann sein Leidensweg, der mit der Hingabe seines Lebens für uns am Kreuz zum Ziel kam.

Dove

Dass hier Heilsgeschichte beginnt, zeigt sich in metaphysischen Phänomenen: „Der Himmel öffnete sich“, heisst es, und Gottes Geist legte sich auf Jesus in taubenähnlicher Form (ein Symbol der Reinheit und Unschuld). Zudem wurde Gottes Stimme hörbar: „Dies ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue (bzw. an dem ich Wohlgefallen habe)“.

Damit offenbart sich Gott in seiner Dreifaltigkeit als Jesus, Heiliger Geist und Vater (die Stimme). Und Jesus wird als der beglaubigt, der er ist: Gottes Sohn seit Beginn der Schöpfung und der mit Gottes Geist gesalbte (grch. chrästos; hebräisch:) Messias. Während seines Wirkens steht Jesus ganz selbstverständlich zu seiner Messianität. Er bezeichnet sich als „Menschensohn“ und bezieht sich damit auf den in Daniel 7,13 angekündigten Welt-Herrn und Welt-Richter. Er lässt sich auch entsprechend verehren und beansprucht die Vollmacht, gottgegebene Gebote anders auszulegen oder zu ergänzen.

Wenn Gott bei seiner Taufe über Jesus sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn, über den ich mich von Herzen freue (bzw. an dem ich Wohlgefallen habe)“ dürfen wir daran denken, dass Glaubende ja „in Christus“ sind. So heisst es z.B. in Römer 8,1: „Jetzt also gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind.“ Und wenn wir in ihm sind, dann waren wir quasi beim Taufereignis schon in Christus mit dabei und die Tauf-Worte sind auch jedem von uns zugesagt: „Du bist mein lieber Sohn / meine liebe Tochter…“

Jesus

Auch bei weiteren Begebenheiten beim Wirken Jesu dringt die himmlische Welt durch, besonders deutlich nochmals bei seiner sog. Verklärung (Mt 17,1-8). Verklärung meint, dass die göttliche Natur von Jesus für einen kurzen Moment aufleuchtet und sichtbar wird. So werden Jesus und drei Jünger auf einem Berg plötzlich von einer leuchtenden Wolke umhüllt, aus der wieder Gottes Stimme spricht: „Dies ist mein geliebter Sohn.. auf ihn sollt ihr hören.“ Auch Jesus selbst erscheint in einem himmlischen Licht: „Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider strahlten hell.“ Schliesslich erscheinen Jesus und die Umgebung wieder normal, aber Jesus weist schon auf seine Auferstehung hin.

Jesaja betet in 63,19: „Ach Herr, reiss doch den Himmel auf und komm zu uns herab!“ Solche Durchbrüche fanden beim Wirken von Jesus immer wieder statt, jeweils auch z.B. wenn ein Kranker geheilt wurde oder sonst ein Wunder geschah. Und zuletzt berichtet Matthäus 27,50f: „Da schrie Jesus noch einmal laut auf und starb. Im selben Augenblick zerriss im Tempel der Vorhang vor dem Allerheiligsten von oben bis unten.“ Der verdeckte Bereich des Allerheiligsten symbolisierte im Tempel die Welt Gottes. Seit Jesus ist diese zu uns hin durchlässig geworden. Die an die Evangelien anschliessende Apostelgeschichte z.B. berichtet, wie sich das auswirkte, und mit ihr viele Berichte von Christen bis heute.

Ordinierter evangelisch-reformierter Pfarrer.

Martin Müller

Ordinierter evangelisch-reformierter Pfarrer.

Back to Blog