
Der Prophet Elia
1. Könige 18,17-40
17 König Ahab begrüßte den Propheten Elia mit den Worten: »So, da ist er ja, der Mann, der Israel ins Verderben gestürzt hat!« 18 Elia widersprach: »Nicht ich bin an dem Unheil schuld, sondern du und deine Familie! Ihr macht euch nichts mehr aus den Geboten des Herrn. Stattdessen wirfst du dich dem Götzen Baal an den Hals und verehrst seine Statuen. 19 Aber jetzt fordere ich dich auf: Schick die 450 Propheten von Baal alle zu mir auf den Berg Karmel! Auch die 400 Propheten der Aschera, die von Königin Isebel versorgt werden, sollen kommen. Sende Boten ins Land und lass alle Israeliten zu einer Volksversammlung auf den Karmel rufen!« 20 Da befahl Ahab den Israeliten und allen Propheten, auf den Karmel zu kommen. 21 Als alle versammelt waren, trat Elia vor die Menge und rief: »Wie lange noch wollt ihr auf zwei Hochzeiten tanzen? Wenn der Herr der wahre Gott ist, dann gehorcht ihm allein! Ist es aber Baal, dann dient nur ihm!«
Das Volk sagte kein Wort, 22 und so fuhr Elia fort: »Ich stehe hier vor euch als einziger Prophet des Herrn, der noch übrig geblieben ist; und dort stehen 450 Propheten von Baal. 23 Und nun bringt uns zwei junge Opferstiere. Baals Propheten sollen sich einen aussuchen, ihn in Stücke schneiden und auf das Brennholz legen, ohne es anzuzünden. Den anderen Stier will ich als Opfer zubereiten, und auch ich werde kein Feuer daran legen. 24 Dann ruft ihr, die Propheten von Baal, euren Gott an; ich aber werde zum Herrn beten. Der Gott nun, der mit Feuer antwortet, der ist der wahre Gott.« Die ganze Volksmenge rief: »Ja, das ist gut!«
25 Da sagte Elia zu den Propheten von Baal: »Ihr könnt anfangen, weil ihr so viele seid. Sucht euch einen Stier aus und bereitet ihn zu; aber keiner darf das Opfer anzünden! Und dann bittet euren Gott, Feuer vom Himmel zu schicken!« 26 Sie schlachteten ihren Stier und bereiteten ihn für das Opfer zu. Dann begannen sie zu beten. Vom Morgen bis zum Mittag riefen sie ununterbrochen: »Baal, Baal, antworte uns doch!« Sie tanzten um den Altar, den man für das Opfer errichtet hatte. Aber nichts geschah, es blieb still. 27 Als es Mittag wurde, begann Elia zu spotten: »Ihr müsst lauter rufen, wenn euer großer Gott es hören soll! Bestimmt ist er gerade in Gedanken versunken, oder er musste mal austreten. Oder ist er etwa verreist? Vielleicht schläft er sogar noch, dann müsst ihr ihn eben aufwecken!« 28 Da schrien sie, so laut sie konnten, und ritzten sich nach ihrem Brauch mit Messern und Speeren die Haut auf, bis das Blut an ihnen herunterlief. 29 Am Nachmittag schließlich gerieten sie vollends in Ekstase. Dieser Zustand dauerte bis gegen Abend an. Aber nichts geschah, keine Antwort, kein Laut, nichts.
30 Endlich forderte Elia das Volk auf: »Kommt jetzt zu mir herüber!« Sie versammelten sich um ihn, und er baute vor aller Augen den Altar des Herrnwieder auf, den man niedergerissen hatte. 31 Er nahm dazu zwölf Steine nach der Zahl der Söhne Jakobs, von denen die zwölf Stämme Israels abstammen. Der Herr hatte Jakob später den Namen Israel gegeben. 32 Mit den zwölf Steinen baute Elia einen Altar für den Herrn. Rundherum zog er einen breiten Graben. 33 Dann schichtete er das Brennholz auf den Altar, zerteilte den Opferstier und legte ihn auf das Holz. 34 Zuletzt befahl er: »Holt vier Eimer Wasser und gießt sie über das Opfer und das Holz!« Dies genügte ihm aber noch nicht, und so gab er denselben Befehl ein zweites und ein drittes Mal, 35 bis das Wasser schließlich auf allen Seiten am Altar herunterlief und den Graben füllte. 36 Zur Zeit des Abendopfers trat Elia vor den Altar und betete laut: »Herr, du Gott Abrahams, Isaaks und Israels! Heute sollen alle erkennen, dass du allein der Gott unseres Volkes bist. Jeder soll sehen, dass ich dir diene und dies alles nur auf deinen Befehl hin getan habe. 37 Erhöre mein Gebet, Herr! Antworte mir, damit dieses Volk endlich einsieht, dass du, Herr, der wahre Gott bist und sie wieder dazu bringen willst, dir allein zu dienen.« 38 Da ließ der Herr Feuer vom Himmel fallen. Es verzehrte nicht nur das Opferfleisch und das Holz, sondern auch die Steine des Altars und den Erdboden darunter. Sogar das Wasser im Graben leckten die Flammen auf.
39 Als die Israeliten das sahen, warfen sie sich zu Boden und riefen: »Der Herrallein ist Gott! Der Herr allein ist Gott!« 40 Elia aber befahl: »Packt die Propheten von Baal! Keiner soll entkommen!« Sie wurden festgenommen, und Elia ließ sie hinunter an den Fluss Kischon führen und dort hinrichten.
Die auf dieser Webseite verwendeten Bibeltexte sind zitiert aus der Bibelübersetzung "Hoffnung für alle", © 2015 Biblica, Inc. Alle Rechte vorbehalten.
NB: Elias mit "s" endend ist die griechische Schreib- und Sprechweise des hebräischen Namens "Elia", den ich im Folgenden verwende.

Nach Salomos Tod teilte sich das Königreich in zwei Teile – das Nordreich Israel und das Südreich Juda. In beiden regierten kleinere Könige bis zur assyrisch- / babylonischen Eroberung. Ahab von Israel lebte gottlos und hatte die nichtjüdische Prinzessin Isebel aus Tyrus geheiratet. Sie dominierte und förderte die Baalsverehrung im ganzen Land. Baal war ein Wetter- und Fruchtbarkeitsgott, dem auch Kinderopfer dargebracht wurden (Jeremia 19,5) und der u.a. mit sexuellen Ritualen und Tempelprostitution verehrt wurde.
Den Israeliten sagte das zu, gleichzeitig verehrten sie noch Jahwe, den Gott ihrer Väter. Zur Zeit der Könige traten in Israel und Juda immer wieder Propheten auf, die diesen und dem Volk kritisch gegenüberstanden und ihnen ausrichteten, was Gott zu ihnen sagen wollte und was in Zukunft auf sie zukommen würde. Zur Zeit Ahabs wirkte Elia. Er forderte Ahab zu einer Gegenüberstellung der Baalsverehrung und Jahweverehrung auf (So einst auch Josua 24,15: „Wählt, wem ihr dienen wollt!“). Auf dem Berg Karmel (bei Haifa, nahe der Küste) sollte je ein Opfer für den Götzen Baal und eines für Jahwe vorbereitet werden. Der wahre Gott sollte sich dadurch erweisen, dass er es in Brand setzte. Wie durch ein Gerichtsurteil sollte das Volk dadurch veranlasst werden, nicht mehr auf zwei Hochzeiten zu tanzen, sondern nur noch mit dem wahren Gott zu leben und zu tun, was er sagt.
Damit müssen sich auch Gläubige von heute die Frage stellen, ob sie nicht gleichzeitig zur Verehrung Gottes auch noch andere Grössen und Werte abgöttisch hochhalten, etwa das Geld (So Jesus nach Matthäus 6,24: „Niemand kann zwei Herren dienen…“).

Elia gibt den Baalspriestern den Vorrang beim Aussuchen des Opfertieres und Einrichten der Opferstätte sowie beim Gebet um Feuer. „Baal, erhöre uns!“ skandieren sie von Morgen bis zum Mittag während sie um den Altar tanzen. Aber die ganze Zeit geschieht nichts. Da fordert Elia sie auf, lauter zu rufen, weil Baal ja gerade eingeschlafen sein könnte oder aufgefordert werden müsste, sich besser zu konzentrieren. Vielleicht müsse man ihn auch von der Toilette oder aus einer Reise herbeirufen. Dieser Spott veranlasst die Baalspriester sich zu steigern: Jetzt brüllen sie zu Baal und greifen zu Messern, um sich die Haut aufzuritzen, wodurch sie ihr eigenes Blut zu jenem des Opfers hinzufügen. Solch gewaltige Anstrengungen hatte der Gott der Israeliten von ihnen nie verlangt (5.Mose 14,1: „nicht ritzen“), ihm war es immer vor allem um Vertrauen gegangen. Er sagt, ihn müsse man nicht schleppen wie die Götzen sondern er werde selber seine Glaubenden im Leben tragen (Jesaja 46,1-4). Am Nachmittag schliesslich geraten die Priester sogar in Extase. Das mutet spirituell an, es ist aber einfach eine Folge des monotonen Rhythmus und Lärms. Und es geschieht weiterhin bis zum Abend einfach gar nichts, kein Feuer, keine Antwort, kein Laut. Nun übernimmt Elia die Demonstration. Er lässt das Volk zu einer Stelle hinübertreten, wo ein früherer Altar Gottes niedergerissen worden war. Diesen baut er wieder auf und umgibt ihn mit einem breiten Graben. Holz und Opfer lässt er mehrmals eimerweise mit Wasser überschütten, bis sich der Graben damit füllt. So ist ausgeschlossen, dass irgendwo unter dem Opfer Feuer versteckt ist. Es folgt ein kurzes, gelassenes und vertrauensvolles Gebet. Gott möge sich als der lebendige und wahre Gott erweisen und bei den Israeliten Umkehr zu ihm bewirken. Die Antwort Gottes ist spektakulär: Feuer fällt vom Himmel (ein Blitzschalg?) und verzehrt alles, sogar die Altarsteine, den Untergrund und alles Wasser im Graben. Elia hatte guten Grund, solches zu erwarten, denn schon bei Mose (3. Mose 9,24), David (1. Chronik. 21,26) und Salomo (2. Chronik 7,1) hatte Gott ebenso seine heilige Macht gezeigt. Das Volk ist überwältigt. Sie werfen sich zu Boden und bekennen: „Jahwe allein ist Gott!“. Und die Baalspriester werden umgehend getötet.
1. Könige 19,1-18
1 Ahab berichtete Isebel alles, was Elia getan hatte, vor allem, wie er die Propheten Baals mit dem Schwert getötet hatte. 2 Da schickte Isebel einen Boten zu Elia, der ihm ausrichten sollte: »Die Götter sollen mich schwer bestrafen, wenn ich dir nicht heimzahle, was du diesen Propheten angetan hast! Morgen um diese Zeit bist auch du ein toter Mann, das schwöre ich!« 3 Da packte Elia die Angst. Er rannte um sein Leben und floh bis nach Beerscheba ganz im Süden Judas. Dort ließ er seinen Diener, der ihn bis dahin begleitet hatte, zurück. 4 Allein wanderte er einen Tag lang weiter bis tief in die Wüste hinein. Zuletzt ließ er sich unter einen Ginsterstrauch fallen und wünschte, tot zu sein. »Herr, ich kann nicht mehr!«, stöhnte er. »Lass mich sterben! Irgendwann wird es mich sowieso treffen, wie meine Vorfahren.Warum nicht jetzt?« 5 Er streckte sich unter dem Ginsterstrauch aus und schlief ein.
Plötzlich wurde er von einer Berührung geweckt. Ein Engel stand bei ihm und forderte ihn auf: »Elia, steh auf und iss!« 6 Als Elia sich umblickte, entdeckte er neben seinem Kopf ein Fladenbrot, das auf heißen Steinen gebacken war, und einen Krug Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder schlafen. 7 Doch der Engel des Herrn kam wieder und weckte ihn zum zweiten Mal auf. »Steh auf, Elia, und iss!«, befahl er ihm noch einmal. »Sonst schaffst du den langen Weg nicht, der vor dir liegt.« 8 Da stand Elia auf, aß und trank. Die Speise gab ihm so viel Kraft, dass er vierzig Tage und Nächte hindurch wandern konnte, bis er zum Berg Gottes, dem Horeb, kam.
9 Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Plötzlich sprach der Herr zu ihm: »Elia, was tust du hier?« 10 Elia antwortete: »Ach, Herr, du allmächtiger Gott, mit welchem Eifer habe ich versucht, die Israeliten zu dir zurückzubringen! Denn sie haben den Bund mit dir gebrochen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten ermordet. Nur ich bin übrig geblieben, ich allein. Und nun trachten sie auch mir nach dem Leben!« 11 Da antwortete ihm der Herr: »Komm aus deiner Höhle heraus und tritt vor mich hin! Denn ich will an dir vorübergehen.« Auf einmal zog ein heftiger Sturm auf, riss ganze Felsbrocken aus den Bergen heraus und zerschmetterte sie. Doch der Herr war nicht in dem Sturm. Als Nächstes bebte die Erde, aber auch im Erdbeben war der Herr nicht. 12 Dann kam ein Feuer, doch der Herr war nicht darin. Danach hörte Elia ein leises Säuseln. 13 Er verhüllte sein Gesicht mit dem Mantel, ging zum Eingang der Höhle zurück und blieb dort stehen. Und noch einmal wurde er gefragt: »Elia, was tust du hier?« 14 Wieder antwortete Elia: »Ach, Herr, du allmächtiger Gott, mit welchem Eifer habe ich versucht, die Israeliten zu dir zurückzubringen! Denn sie haben den Bund mit dir gebrochen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten ermordet. Nur ich bin übrig geblieben, ich allein. Und nun trachten sie auch mir nach dem Leben!«
15 Da gab der Herr ihm einen neuen Auftrag: »Elia, geh den Weg durch die Wüste wieder zurück und weiter nach Damaskus! Salbe dort Hasaël zum König von Syrien! 16 Danach salbe Jehu, den Sohn von Nimschi, zum König von Israel und schließlich Elisa, den Sohn von Schafat aus Abel-Mehola, zu deinem Nachfolger als Prophet. 17 Wer Hasaëls Todesurteil entrinnt, den wird Jehu umbringen; und wer ihm entkommt, den wird Elisa töten. 18 Aber siebentausend Menschen in Israel lasse ich am Leben, alle, die nicht vor dem Götzen Baal auf die Knie gefallen sind und seine Statue nicht geküsst haben.«
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Im diesem Kapitel wird deutlich, dass man in Israel schon bald über das Erleben auf dem Karmel hinweggegangen war. Königin Isebel schwört Elia voller Wut Rache binnen Tagesfrist. Elia muss sich vogelfrei fühlen und spürt offenbar kaum Unterstützung von seinen Landsleuten: Verzweifelt flieht er bis in die Wüste und verzagt über der scheinbaren Erfolglosigkeit seines Wirkens, so dass er sich erschöpft zu sterben wünscht. Auch sein riesiges Schlafbedürfnis dürfte ausdrücken, wie lebensmüde er ist. Gerade nach grossen Errungenschaften kann einem eine Erschöpfung den Lebensmut rauben. Gott steht seinem Propheten weiter bei - wie es auch in Psalm 139, 9f heisst: „Versteckte ich mich im äußersten Westen…dann würdest du auch dort mich führen und halten.“ Ein Engel bewacht und verpflegt Elia und sendet ihn zu einer Begegnung mit Gott zum Berg Horeb. Dort erkundigt sich Gott liebevoll nach seinem Ergehen und „geht an ihm vorüber“ - eine Art der Offenbarung Gottes, die schon Mose dort erlebte hatte (2. Mose 34,6): „Er rief: Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue!“ Bei Elia kommt das behutsame Wesen Gottes dadurch zum Ausdruck, dass Gott weder im Sturm noch im Erdbeben noch im Feuer ist, sondern in einem stillen, sanften Säuseln. Das erinnert an Sacharja 4,6: „Es soll nicht durch Kraft oder Heeresmacht geschehen, sondern durch meinen Geist.“ Gott möchte, dass ihm Elia seine Gedanken und Empfindungen mitteilt - was auch wir immer dürfen. Elia klagt Gott die Gründe für seinen entmutigten Rückzug: als vermeintlich letzter Glaubender hält er weiteres öffentliches Auftreten gegen Tausende für sinnlos. Gott tröstet ihn mit dem Hinweis darauf, dass es neben ihm doch noch 7000 weitere Glaubende gibt. Und nach wie vor traut Gott Elia viel zu: Er schickt ihn wieder aus zu weiterem prophetisch-politischen Wirken und sorgt aber auch für eine Ablösung durch den Nachfolgerpropheten Elisa.