Der Auferstandene erscheint den Jüngern

Der Auferstandene erscheint den Jüngern

February 07, 20255 min read

Lukas 24,36-49

36 Noch während <zwei Jünger von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen> berichteten, stand Jesus plötzlich mitten im Kreis der Jünger. »Friede sei mit euch!«, begrüßte er sie. 37 Die Jünger erschraken und fürchteten sich sehr. Sie dachten, ein Geist stünde vor ihnen.

38 »Warum habt ihr solche Angst?«, fragte Jesus. »Wieso zweifelt ihr daran, dass ich es bin? 39 Seht doch die Wunden an meinen Händen und Füßen! Ich bin es wirklich. Hier, fasst mich an und überzeugt euch, dass ich kein Geist bin. Geister sind doch nicht aus Fleisch und Blut wie ich!« 40 Dann zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Aber vor lauter Freude konnten sie es noch immer nicht fassen, dass Jesus vor ihnen stand. Endlich fragte er sie: »Habt ihr etwas zu essen hier?« 42 Sie brachten ihm ein Stück gebratenen Fisch. 43 Den nahm er und aß ihn vor ihren Augen. 44 Dann sagte er zu ihnen: »Erinnert euch an das, was ich euch angekündigt habe, als ich noch mit euch zusammen war: ›Alles muss sich erfüllen, was bei Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich steht.‹« 45 Nun erklärte er ihnen die Worte der Heiligen Schrift. 46 Er sagte: »Es steht doch dort geschrieben: Der von Gott erwählte Retter muss leiden und sterben, und er wird am dritten Tag von den Toten auferstehen. 47 Allen Völkern wird in seinem Auftrag verkündet: Gott vergibt jedem die Schuld, der zu ihm umkehrt.

Das soll zuerst in Jerusalem geschehen. 48 Ihr selbst habt miterlebt, dass Gottes Zusagen in Erfüllung gegangen sind. Ihr seid meine Zeugen. 49 Ich werde den Heiligen Geist zu euch herabsenden, den mein Vater euch versprochen hat. Bleibt hier in Jerusalem, bis ihr diese Kraft von oben empfangen habt!«

Die auf dieser Webseite verwendeten Bibeltexte sind zitiert aus der Bibelübersetzung "Hoffnung für alle", © 2015 Biblica, Inc. Alle Rechte vorbehalten.



Phantasievolle Autoren haben behauptet, die Jünger hätten die Enttäuschung über das Scheitern der Jesus-Bewegung kompensiert mit der Botschaft von seiner angeblichen Auferstehung. Gegen diese Theorie spricht, dass die Jünger nach dem Tod von Jesus zunächst ganz und gar nicht von hoffnungsvoller Begeisterung erfüllt waren, sondern sehr enttäuscht, mutlos und passiv waren. Angesichts der entstandenen massiven Repression gegen die Jesusbewegung hatte z.B. Petrus wiederholt geleugnet, überhaupt dazuzugehören. Weder die Erscheinung von Engeln am Grab noch die Bezeugungen der Frauen, von Petrus oder von den Jüngern bei Emmaus (Lukas 24,13-35), die dem Auferstandenen begegnet waren, konnten die Skepsis und den Pessimismus der zurückgezogenen Jünger zerstreuen. Das konnte nur der Auferstandene selbst, und zwar in „handgreiflicher“ Form. Genauso hatte Thomas seine Bedingung zum Glauben definiert: „Ich glaube das erst, wenn ich seine durchbohrten Hände gesehen habe. Mit meinen Fingern will ich sie fühlen, und meine Hand will ich in die Wunde an seiner Seite legen.“ (Johannes 20,25b). Jesus gewährte ihm und den Jüngern eine solche körperliche Vergewisserung.

Thomas

Es gibt den Witz, dass ein Gespenst in Form eines Skeletts eine Bar betritt mit der doppelten Bestellung: „Ein Bier und einen Bodenlumpen“. Jesus bewies den Jüngern, dass er kein Gespenst war dadurch, dass er vor ihren Augen Fisch ass - ohne Bodenlumpen - bzw. eine Woche später sich dem Betasten durch Thomas aussetzte: „Und obwohl sie die Türen wieder abgeschlossen hatten, stand Jesus auf einmal in ihrer Mitte und grüsste sie: »Friede sei mit euch!« Dann wandte er sich an Thomas: »Leg deinen Finger auf meine durchbohrten Hände und sieh sie dir an! Gib mir deine Hand und leg sie in die Wunde an meiner Seite! Zweifle nicht länger, sondern glaube!« Thomas antwortete: »Mein Herr und mein Gott!«  (Johannes 20,26b-28).

Andere Autoren haben behauptet, die Jünger hätten an Ostern Halluzinationen gehabt. Demgegenüber bezeugen die biblischen Berichte die leibliche Auferstehung Jesu. Was körperlich ist, ist keine Halluzination. Jesus neuer Leib ist Prototyp für den Stoff von Gottes kommender neuer Welt: einerseits physisch konkret und anderseits auch von höheren Dimensionen getragen, so dass der Auferstandene in verschlossenen Räumen oder plötzlich an anderen Orten erscheinen konnte. So wie der himmlische neue Leib Jesu körperlich ist, ist die "Leiblichkeit <auch> das Ende aller Werke Gottes“, wie der Theologe Friedrich Oetinger in seinem berühmten Zitat sagt. Er unterstreicht damit, dass auch die kommende neue Welt Gottes nicht nur wolkenhaft, sondern ganz konkret sein wird - es werden u.a. eine riesige Stadt, Landschaften und viel Material für Kreativität vorhanden sein.

Gewand

Der auferstandene Jesus erschien ferner u.a. auch zwei Jüngern bei Emmaus (Lukas 24,13-35) sowie Jakobus und dann 500 Jüngern, die in Galiläa versammelt waren (1 Korintherbrief 15,6f), bis er dann schliesslich an Himmelfahrt definitiv in die unsichtbare Welt hinübertrat. Jesus erinnerte die Jünger daran, dass all das Geschehene die Erfüllung der Voraussagen der Bibel und von ihm selbst war. V. 45-47: „Nun erklärte er ihnen die Worte der Heiligen Schrift. Er sagte: „Es steht doch dort geschrieben: Der von Gott erwählte Retter muss leiden und sterben, und er wird am dritten Tag von den Toten auferstehen. Allen Völkern wird in seinem Auftrag verkündet: Gott vergibt jedem die Schuld, der zu ihm umkehrt.“ Ein Beispiel der zahlreichen Prophezeiungen ist Psalm 22, wo David rund 1000 Jahre früher schildert, wie einer schreit: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ während Spötter rufen: „Gott soll dir helfen und dich retten!“. Der Gefolterte hat Durst: „Die Zunge klebt mir am Gaumen“ und sagt: „Hände und Füße haben sie mir durchbohrt“, er ist aufgehängt, so dass „alle meine Knochen sind wie ausgerenkt“ und seine Henker „teilen meine Kleider unter sich auf und losen um mein Gewand.“ Alles genau, wie es bei der Kreuzigung dann geschah, wo die Soldaten die Kleider Jesu unter sich verteilten, beim Untergewand aber sagten: „Dieses Untergewand wollen wir nicht zerschneiden. Wir werden losen, wer es bekommen soll.“ (Johannes 19,24).

Jesus sagt ferner, dass auf der Grundlage seines stellvertretenden Leidens Gott allen Menschen die Schuld vergibt, die zu ihm umkehren. Nebst dem, was Jesus getan hat, braucht es auf unserer Seite also einen Akt der Annahme und der umfassenden Hinwendung unseres Lebens zu Gott. So erschliesst sich uns die grosse Freude, die laut V. 41 auch die Jünger ergriff.

Ordinierter evangelisch-reformierter Pfarrer.

Martin Müller

Ordinierter evangelisch-reformierter Pfarrer.

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