David und Goliat
Samuel 17,1-11 und 32-54
1 Die Philister sammelten ihre Truppen bei Socho im Gebiet des Stammes Juda zum Krieg...2 Auch Saul rief seine Soldaten zusammen. Sie lagerten im Eichental und stellten sich in Schlachtordnung auf. 3 An einem Bergkamm standen die Philister, am Hang gegenüber die Israeliten. Zwischen ihnen lag das Tal.
4 Da trat aus dem Heer der Philister ein einzelner Soldat heraus: Goliat aus der Stadt Gat. Er war über drei Meter groß. 5-6 Gerüstet war er mit einem Helm, einem schweren Schuppenpanzer und mit Beinschienen, alles aus Bronze. Dazu hatte er sich noch eine bronzene Lanze auf den Rücken geschnallt. Sein Brustpanzer wog 60 Kilogramm, 7 sein Speer war so dick wie ein kleiner Baum, und allein die Eisenspitze des Speeres war über 7 Kilogramm schwer. Vor ihm her marschierte sein Schildträger mit einem riesigen Schild. 8 Goliat stellte sich den israelitischen Schlachtreihen gegenüber auf und brüllte: »Was wollt ihr hier eigentlich mit eurem ganzen Heer? Ich bin ein Philister, und ihr seid nur Knechte Sauls. Los, wählt euren besten Mann aus und schickt ihn herunter zu mir! 9 Wenn er mich töten kann, dann werden wir eure Sklaven sein. Aber wenn ich ihn erschlage, dann sollt ihr uns als Sklaven dienen. 10 Ja, ich fordere heute alle Israeliten heraus. Wo ist der Mann, der es mit mir aufnehmen kann?« 11 Als Saul und seine Soldaten das hörten, erschraken sie und bekamen große Angst.
32 »Mein König«, sagte David zu Saul, »von diesem Kerl müssen wir uns doch nicht einschüchtern lassen! Ich will den Kampf mit ihm aufnehmen.« 33 »Das ist unmöglich!«, antwortete Saul. »Wie soll ein junger Mann wie du den Zweikampf mit diesem Philister gewinnen? Du bist ja fast noch ein Kind, er aber ist ein erfahrener Soldat, der von Jugend auf gelernt hat, mit Waffen umzugehen.«
34 Doch David ließ nicht locker: »Als ich die Schafe und Ziegen meines Vaters hütete, kam es immer wieder vor, dass ein Löwe oder ein Bär die Herde überfiel, ein Schaf packte und es wegschleppen wollte. 35 Dann lief ich ihm nach, schlug auf ihn ein und riss ihm seine Beute aus dem Maul. Stürzte er sich dann wütend auf mich, packte ich ihn an der Mähne oder am Fell und schlug ihn tot. 36 So habe ich mehrere Löwen und Bären erschlagen. Und diesem Philister soll es nicht anders ergehen, denn er hat sich über das Heer des lebendigen Gottes lustig gemacht. 37 Der Herr, der mich aus den Klauen von Löwen und Bären gerettet hat, der wird mich auch vor diesem Philister beschützen.« Schließlich gab Saul nach: »Gut, du sollst mit ihm kämpfen. Möge der Herr dir beistehen.« 38 Dann gab er David seine eigene Rüstung. Eigenhändig setzte er ihm den Helm aus Bronze auf und zog ihm den Brustpanzer an. 39 Zuletzt schnallte David sich den Gürtel mit dem Schwert um. Mühsam versuchte er einige Schritte zu gehen, denn er hatte noch nie zuvor eine Rüstung getragen. »Das geht nicht! Ich kann mich ja kaum darin bewegen«, sagte er und zog die Rüstung wieder aus. 40 Stattdessen nahm er seinen Hirtenstock und seine Steinschleuder, holte fünf flache Kieselsteine aus einem Bach und steckte sie in seine Hirtentasche.
Mit Stock und Schleuder in der Hand schritt David dann auf den Riesen zu. 41 Auch Goliat rückte immer weiter vor, zusammen mit seinem Schildträger, der vorausging. 42 Plötzlich bemerkte er David. »Ach, jetzt schicken sie schon Kinder in den Krieg!«, spottete er, weil David noch sehr jung war, rothaarig und gut aussehend. 43 »Bin ich denn ein Hund, dass du mir nur mit einem Stock entgegenkommst?«, brüllte Goliat ihn an und verfluchte David im Namen sämtlicher Götter, die er kannte. 44 Dann schrie er: »Komm nur her! Ich werde dein Fleisch den Geiern und den wilden Tieren zu fressen geben.« 45 Doch David rief zurück: »Du, Goliat, trittst gegen mich an mit Schwert, Lanze und Wurfspieß. Ich aber komme mit der Hilfe des Herrn. Er ist der allmächtige Gott und der Gott des israelitischen Heeres. Ihn hast du eben verspottet. 46 Heute noch wird der Herr dich in meine Gewalt geben, ich werde dich besiegen und dir den Kopf abschlagen. Dann werfe ich die Leichen deiner Leute, der Philister, den Vögeln und wilden Tieren zum Fraß vor. Die ganze Welt soll erfahren, dass wir Israeliten einen mächtigen Gott haben. 47 Und alle Soldaten hier sollen sehen, dass der Herr weder Schwert noch Speer nötig hat, um uns zu retten. Er selbst führt diesen Krieg und wird euch in unsere Gewalt geben.«
48 Als Goliat sich in Bewegung setzte und auf David losstürzen wollte, lief auch David ihm entgegen. 49 Im Laufen nahm er einen Stein aus seiner Tasche, legte ihn in die Steinschleuder und schleuderte ihn mit aller Wucht gegen den Feind. Der Stein traf Goliat am Kopf und bohrte sich tief in seine Stirn. Sofort fiel der Riese zu Boden auf sein Gesicht. 50-51 So überwältigte David den mächtigen Philister mit einer einfachen Steinschleuder und einem Kieselstein. Da er kein eigenes Schwert hatte, lief er schnell zu dem Riesen, zog dessen Schwert aus der Scheide und schlug ihm den Kopf ab.
Als die Philister sahen, dass ihr stärkster Mann tot war, ergriffen sie die Flucht. 52 Die Männer von Israel und Juda stimmten ein lautes Siegesgeschrei an und jagten hinter den fliehenden Feinden her. Sie verfolgten die Philister bis in die Ebene hinunter, bis vor die Tore der Stadt Ekron. Auf dem ganzen Weg von Schaarajim bis nach Gat und Ekron sah man die Leichen der Philister liegen. 53 Schließlich kehrten die Israeliten von ihrer Verfolgungsjagd zurück und plünderten das verlassene Lager der Philister. 54 Goliats Kopf brachte David nach Jerusalem, die Waffen des Riesen legte er in sein Zelt.
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Nach ihrer Sesshaftwerdung im Land Kanaan wünschten sich die Israeliten einen König und Saul wurde dazu berufen. Die junge Nation war von den Nachbarvölkern bedroht, u.a. von den Philistern, die inetwa im Gebiet des heutigen Gazastreifens wohnten. Sie zogen zum Kampf gegen Israel heran und Saul brachte sein Heer ihrem Lager gegenüber in Stellung. Die Philister liessen einen Vorkämpfer vortreten - eine in alter Zeit übliche Lösung um Krieg einzuschränken. Ihm sollten die Israeliten ebenfalls einen Helden entgegenstellen und deren Duell würde den Krieg dann stellvertretend entscheiden. Goliat von den Philistern war riesengross, bestens trainiert und von Kopf bis Fuss mit kiloweise Metall gerüstet und bewaffnet. Im Blick auf seine grosse Kraft, sein Können und seine üppige Ausrüstung war er sich seines Sieges sehr sicher. Zum Ritual gehörte es, den Gegner verbal einzuschüchtern, zu verspotten und zu beleidigen. Den Israeliten machte das grossen Eindruck, so dass vierzig Tage lang sich keiner als Vorkämpfer meldete. Die Moral der Truppe war am Boden, Angst griff um sich.
Nun war David, der einerseits als Hirte und anderseits als Musiker am Königshof tätig war, zum Heer gekommen, um seinen älteren Brüdern Proviant zu bringen. Er hörte, dass König Saul Steuerbefreiung und eine Prinzessin als Frau jenem Kämpfer versprochen hatte, der Goliat besiegte (V. 25). Noch mehr als von der Belohnung war David aber vom gotteslästerlichen Übermut Goliats gereizt: „Wir können doch nicht dulden, dass dieser unbeschnittene Philister sich über das Heer des lebendigen Gottes lustig macht!“ (V. 26) So meldete sich David mutig als Vorkämpfer. „Das ist unmöglich“ entgegnete König Saul zunächst, als er sah, dass David noch ein bartloser Jugendlicher war und ausserdem militärisch ganz unerfahren. David hielt dem entgegen, dass er es als Hirte erfolgreich mit wilden Tieren aufgenommen hatte, sogar mit Löwen und Bären. Schliesslich bot Saul David seine königliche Rüstung an, in der sich David aber nur behindert fühlte. Auch auf ein Schwert verzichtete er, als Waffe hatte er einfach seine Steinschleuder. Diese bestand aus zwei Schüren mit einem Leder in der Mitte, wo ein Stein platziert und über dem Kopf geschwungen wurde. Laut Richter 20,16 waren Handschleudern ausser bei Hirten auch bei Soldaten in Gebrauch, die damit eine grosse Wucht erzielten und dank langer Übung haargenau treffen konnten.
Der gigantische Goliat wälzte sich nun David entgegen. Er war beleidigt, als er sah, dass die Israeliten ihm, dem grossartigen Krieger, nur einen praktisch unbewaffneten Burschen entgegenschickten. Erneut holte er zu einer wütenden Schmährede aus und verfluchte David nach Noten u.a. auch beim Gott Dagon der Philister, den er für mächtiger hielt als den Gott der Israeliten. Allerdings hätte ihm zu denken geben können, was passiert war, als die Philister einmal vorübergehend die israelitische Bundeslade erbeutet und im Tempel von Ashdod vor die Dagon-Statue gestellt hatten: diese stürzte vornüber und ihr Kopf brach ab (1. Samuel 5, 1-4). Das sollte sich nun mit Goliat wiederholen. Auch David ergreift das Wort. Seine Kriegsrede enthält aber keine Hässlichkeiten für die Gegner. Er wandelt die übliche Schmährede ab in ein positives Glaubensbekenntnis zum „lebendigen Gott“ (erneut so auch in V. 36): „Du, Goliat, trittst gegen mich an mit Schwert, Lanze und Wurfspiess. Ich aber komme mit der Hilfe des Herrn. Er ist der allmächtige Gott..“ (V.45). Darum - nicht wie Goliat im Blick auf eigene Kraft und Ausstattung - ist David siegesgewiss: „Alle sollen sehen, dass der Herr weder Schwert noch Speer nötig hat, um uns zu retten. Er selbst führt diesen Krieg und wird euch in unsere Gewalt geben.“ (V. 47)
Davids ruhige und mutige Antwort lässt das Geheimnis seines Vertrauens und die Quelle seiner Kraft erkennen. Er stützt sich auf die wiederholten Zusagen Gottes, den Israeliten gegen ihre Feinde zu helfen. Schon Mose ermutigte: „Seid mutig und stark! Habt keine Angst und lasst euch nicht einschüchtern! Denn der Herr, euer Gott, geht mit euch. Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!“ (5. Mose 31,6) Auch Sauls Sohn Jonathan wusste: „Es ist dem HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“ (1. Samuel 14,6) Psalm 44,4 bezeugt: „Unsere Vorväter haben das Land in Besitz genommen. Aber nicht ihre Schwerter, nicht ihre eigene Kraft verhalf ihnen zum Sieg. Nein, du <Gott> hast machtvoll eingegriffen und für sie gekämpft. Du hast sie durch deine Gegenwart gestärkt, denn du hattest sie lieb.“ David glaubte, dass Gott, der den Israeliten in der Vergangenheit so viel geholfen hatte, dies auch jetzt tun würde. So überwand er Einschüchterung und Furcht, welche gigantische Probleme in uns auslösen, und rannte mutig auf Goliat zu.
Mit Gottes Hilfe zielte er perfekt mit der Schleuder und traf Goliat an seiner einzigen verwundbaren Stelle an der Stirn. So kann Gott auch uns helfen, den entscheidenden Ansatzpunkt zur Lösung unserer Probleme zu finden.
Goliat stürzte zu Boden und David enthauptete ihn mit seinem eigenen Schwert. Weil ein so wenig bewaffneter und so junger Israelit den gewaltigen Goliat mit Leichtigkeit besiegt hatte, verloren die Philister allen Mut und flohen.